In den sozialen Medien hat die Filmproduktionsfirma nach einem weiteren Exemplar seiner Brille gesucht. Wurde eins gefunden?
Es gab zigtausende Fotos von genauso vielen Modellen und die Leute wollten, dass ihre Brille im Film zu sehen ist. Aber gepasst hat keine.
Wurde die alte beschädigt?
Der Hintergrund ist der, dass die Brille sehr wertvoll ist und bei Constantin Film im Safe liegt. Genauso wie die Jeans vom Franz. Es gibt so ein paar Items in dieser Reihe, die sind unverzichtbar. Wenn die Flötzinger-Brille kaputt geht, wäre das ein Drama.
Dabei landete die Brille recht zufällig auf Flötzingers Nase, richtig?
Wir waren bei der Kostümprobe im Fundus und ich habe die Brille aus Spaß aufgesetzt. Ich hab Regisseur Ed Herzog angesehen und der meinte dann: Das ist die Figur! Lustigerweise war die Brille dennoch bis zum Dreh nur eine Option.
Das heißt?
Das ist jetzt ein Insider: Die allererste Flötzinger-Szene, die jemals gedreht wurde, „Dampfnudelblues“ am Fußballplatz am Grill vom Simmerl, haben wir noch ohne Brille gedreht. Dann haben wir gesagt, wir probieren es mal aus. Es ist mir wahnsinnig schwer gefallen, weil ich nichts gesehen habe. Und ich musste auf den Rücken von Sebastian Bezzel springen, nach der Wurst auf dem heißen Grill greifen…
Die Augen sind nun klar: Wie ging der Rap im Film von den Lippen?
Gut, weil ich Unterstützung hatte. Ed Herzog rief mich an und meinte, Daniel, sag mal, wegen dem Flötzinger-Rap, kennst du da wen, der auf Bairisch rappen könnte? Und ich meinte sofort: Natürlich, der Liquid! Ich war nur sein Fan, wir kannten uns aber nicht. Die haben ihn dann angerufen, und es stellte sich raus, dass er wiederum ein Fan von mir ist. „Woah geil, den Flötzinger-Rap schreib ich sofort!“ Er hat mir das dann vorgerappt und ich hab das so geübt.
Wie fühlt man sich nach einem Rapstar-mäßigen Bad in einer Wanne voller 100er-Scheine? Sauberer oder dreckiger?
Ach, das war Spielgeld, also recht neutral.
In der Vergangenheit haben Sie viel Theater gespielt – und da waren einige Klassiker dabei. Wie geht es Ihnen mit dem Gegensatz, ernste und ulkige Figuren zu spielen?
Ich kann sowohl Hamlet spielen als auch den Flötzinger. Das ist nur eine Frage der Vorbereitung. Für mich ist das wie bei einem Orchestermusiker, der bei einer Jazz-Session mitwirkt. In Deutschland wird bei Komödien oft die Nase gerümpft und man hat das Gefühl, das Genre gilt als etwas Billigeres. Dabei ist es so: Die hohe Kunst ist die Komödie. Man muss auch mit einer depperten Brille noch glaubwürdig sein.
Und damit sitzen wir wieder in der Badewanne voller Geld. Man kauft dem Flötzinger ab, dass er das wirklich machen würde.
Es geht um die Gesetzmäßigkeit. Diese darf man nicht durchbrechen, sonst funktioniert die Figur nicht mehr.
Fällt das beim achten Eberhofer-Film leichter als beim ersten?
Das große Geschenk an so einer Reihe ist das Zusammenspiel mit den Kollegen. Die Figuren sind zu einer zweiten Haut geworden, was ein großer Vorteil ist. Denn Schauspielerei ist immer der andere, nie man selbst. Hier eignet sich vielleicht wieder der Orchestervergleich. Wenn sich das Rundfunkorchester trifft und die Musiker ihre Partituren bekommen, können sie es sofort spielen. Das können wir auch. Auch wenn ich den Eberhofer nicht unbedingt mit Beethoven vergleichen will.
Aber üben wie die Musiker müssen Sie auch?
Man muss permanent lernen. Was man immer neu entdecken muss, ist die eigene Durchlässigkeit. Oder das Kameraspiel. Die Kamera ist ja sozusagen meine Geliebte. Man muss mit ihr auch schmusen, wenn man so will. Man darf keine Angst vor ihr haben. Hier ist, glaube ich, kein Schauspieler irgendwann an einem Endpunkt angekommen.
Sind Sie dennoch zufrieden mit Ihren Performances?
Selten. Ich kenne fast niemanden, der nach dem Take sagt: Boah, das habe ich richtig geil gespielt.
Wir laden 200 Hallo-Leser zum neuen Eberhofer „Guglhupfgeschwader“ in den Mathäser Filmpalast ein.
Geboren wurde Daniel Christensen am 29. August 1978. Erste Bühnenerfahrungen sammelte er ab 1998 am Salzburger Landestheater und am Theater in der Josefstadt. Daneben spielte er am Théâtre national de Strasbourg, in Frankfurt, Düsseldorf und in Basel, erste Fernsehauftritte hatte er 2006 in der SOKO Rhein-Main. In der Rolle des Flötzingers in der Eberhofer-Reihe wurde er einem großen Publikum bekannt. In der neuen ARD-Krimiserie „Lost in Fuseta“ ist er ab Herbst als portugiesischer Hauptkommissar tätig.
Seine persönlichen Wurzeln liegen in Burghausen, Dänemark und in Tschechien, heute lebt der Schauspieler in Berlin – doch die bayerische Heimat ist nie fern, wie er im Interview verrät: „Ich leiste mir jedes Jahr eine Bahncard 100, schon seit zwölf Jahren. Von Berlin nach München dauert es knapp vier Stunden und ich genieße die Vorteile beider Städte.“ Was die sind? „In München liebe ich das Gediegene, das Überschaubare. Und in Berlin werde ich einfach in Ruhe gelassen.“