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Münchens Älteste #32: Die Fassfabrik Schmid hat seit ihrer Gründung einigen Krisen getrotzt

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Die Fassfabrik Wilhelm Schmid an der Straubinger Straße 34 betreibt seit 109 Jahren Handwerkskunst.
Die Fassfabrik Wilhelm Schmid an der Straubinger Straße 34 betreibt seit 109 Jahren Handwerkskunst. © Patricia Stücher

Schon seit vier Generationen werden in der Fassfabrik Schmid Fässer hergestellt, heutzutage natürlich anders als früher. Wie die Herstellung abläuft:

München ‒ eine Stadt mit Geschichte und Geschichten: In unserer aktuellen Serie begibt sich Hallo auf die Suche nach den ältesten Vertretern ihrer jeweiligen Gattung. Manches ist sogar älter als die 864 Jahre alte Isarmetropole selbst. Diesmal stellen wir Ihnen die älteste Fassmacherei vor.

Münchens älteste Fassmacherei: Erst nur Handel, dann auch Herstellung

Zu traditioneller Musik und in besonderem Gewand ziehen alle sieben Jahre die Schäffler durch die Stadt. Der „Schäfflertanz“ ist eine Tradition, die im Jahr 1517 etabliert wurde, um den Menschen nach der Pest Mut zu machen, wieder auf die Straße zu gehen. Eigentlich bezeichnet der Begriff „Schäffler“ aber den Handwerker, der Fässer aller Art herstellt. In München gibt es nur noch eine einzige Fassfabrik. Diese ist 109 Jahre alt.

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Die Fabrik Wilhelm Schmid, wurde 1914 von Wilhelm Adolf Otto Schmid gegründet. Als er das Gelände an der Straubinger Straße 34 erbaute, lag sein Fokus nur auf dem Handel von Fässern. Später wurde die Fass-Werkstatt dazugebaut und man teilte den Betrieb in vier Geschäftsfelder auf. „Dazu zählt die Neufassherstellung, die Reparatur und Wartung, der Handel von Kunststoff- und Blechfässern sowie die Herstellung von Deko- und Möbelartikeln“, sagt Peter Wilhelm Schmid, der derzeitige Betriebsleiter. Die Firma sei ein traditionsbewusstes Unternehmen, welches mittlerweile in der vierten Generation geleitet wird.

Mittlerweile wird der Betrieb in der vierten Generation von Peter Wilhelm Schmid geleitet.
Mittlerweile wird der Betrieb in der vierten Generation von Peter Wilhelm Schmid geleitet. © Patricia Stücher

Während früher die Holzfässer größtenteils per Handarbeit hergestellt wurden, nutzen die Handwerker heutzutage spezielle und präzise Maschinen. Dazu zählen neben der klassischen Kreissäge und Bandfräse auch eine Setz-, eine Büchseneindreh- und eine Ausdrehmaschine.

Münchens älteste Fassmacherei: 30 bis 50 Schritte braucht‘s zum Fass

Die Fässer, welche für Bier aber auch für Wein angefertigt werden, bestehen aus Eichenholz. „Dieses eignet sich besonders gut, weil es einerseits ein hartes Holz ist, aber auch elastisch“, erklärt Schmid. Bis zur Fertigstellung braucht es zwischen 30 bis 50 Arbeitsschritte. So werden die Bretter anfangs zu sogenannten Dauben geschnitten, dann gehobelt und abgerichtet. Wenn die Dauben fertig sind, werden sie in einen ersten Eisenreifen eingepasst und aufgestellt.

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Danach biegt der Fassmacher die Dauben mit Feuer und Wasser. Anschließend wird das Fass mit weiteren Eisenreifen bestückt. Zum Schluss bringt man den Fassboden, versiegelt das Holz mit Baumharz und lackiert es auf Wunsch.

Für die Herstellung ihrer Fässer kommen auch alte Maschinen zum Einsatz, wie die Ausdrehmaschine.
Für die Herstellung ihrer Fässer kommen auch alte Maschinen zum Einsatz, wie die Ausdrehmaschine. © Patricia Stücher

„Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es für uns eine schwere Zeit, denn der Bedarf an Holzfässern sank“, sagt Schmid. Daraufhin veränderte sich die Firma und baute unter anderem ihre Bierlagerfässer zu Weinfässern um. Erst um das Jahr 2000 habe man bei vielen den Schritt zurück zur Tradition wieder gemerkt. Seitdem nutzen einige Brauereien die Bierfässer aus Holz als Alleinstellungsmerkmal. Für die Herstellung der Gefäße werden im Jahr 80 bis 100 Kubikmeter Holz verbraucht.

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Seit 2021 hat die Fassfabrik Wilhelm Schmid übrigens einen zweiten Standort auf dem Gut Freiham. Derzeit arbeiten in dem Unternehmen acht festangestellte Fassmacher, ein Student sowie eine Aushilfskraft.

Patricia Stücher

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