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Münchens Älteste #21: Würmwasser betreibt dank dieser Maschine die Schlossfontänen

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Eindrücke der ältesten Maschine Münchens: das östliche Pumpwerk mit seinen vier Zylindern.
Eindrücke der ältesten Maschine Münchens: das östliche Pumpwerk mit seinen vier Zylindern. © Bayerische Schlösserverwaltung

Münchens älteste Maschinenanlage ist eine Wasserpumpe und betreibt eine Fontäne. Wie alt die Pumpe ist, wo sie steht und welche Geschichte hinter ihr steckt

München ‒ Eine Stadt mit Geschichte und Geschichten: In unserer aktuellen Serie begibt sich Hallo auf die Suche nach den ältesten Vertretern ihrer jeweiligen Gattung. Manches ist sogar älter als die 864 Jahre alte Isarmetropole selbst. Diesmal stellen wir Ihnen die älteste Maschinenanlage vor.

Münchens älteste Maschinenanlage: Ursprünglich aus Holz

Wasserfontänen im Schlosspark Nymphenburg waren schon zu Zeiten von Kurfürst Maximilian II. Emanuel beliebt. Daher ließ er im Jahr 1720 durch Joseph Effner das „Grüne Brunnhaus“ am südlichen Kanal der Gartenanlage erbauen. Das 303 Jahre alte Pumpwerk zählt als älteste Maschine der Stadt München und sogar Deutschlands. Die barocke Anlage wurde zwar immer mal erneuert und repariert, ist aber bis heute in Betrieb.

„Die Leitungen für die Wasserversorgung über die Würm wurden wahrscheinlich sogar schon im Jahr 1705 verlegt“, sagt Physiker Michael Eckert. Er erläutert in seinem Buch „Physik im Schlosspark“ (Allitera Verlag) die Technik. Diese bestand damals aus Holzstämmen, die ausgehöhlt und zusammengesteckt wurden. Das „Grüne Brunnhaus“ sah früher auch anders aus, da es zwei Türme mit Wasserreservoirs hatte, von denen die Fontänen angetrieben wurden. Das Wasser wurde mittels Wasserrädern in die zwei höher liegenden Speicher gepumpt, um so Druck zu erzeugen.

So alt ist Münchens älteste Kinderkrippe.

In der Anfangszeit 1720 war die ganze Anlage aus Holz, welches aber sehr anfällig für Reparaturen war. So musste 1767 von François Poitevin eine neue barocke Pumpanlage mit gleicher Funktionsweise installiert werden. „Doch auch die bestand weiterhin aus Holz und war dementsprechend laut“, sagt Eckert.

Hier findet man Münchens älteste Kleingartenanlage.

Richtig vollendet wurde die Maschine erst im Jahr 1803. „Ingenieur Joseph von Baader erschuf ein Meisterwerk der Technik, indem er einen Windkessel in die Maschinenanlage einbaute“, erklärt der 73-Jährige.

Münchens älteste Maschinenanlage: Nur halbjähriger Betrieb

Diese Technologie habe es so in Deutschland zu dieser Zeit nicht gegeben, sie sei eher in England und Frankreich verbreitet gewesen. Der Windkessel machte die Maschine nicht nur leiser, sondern ersetzte auch die Funktion der Wassertürme. Wurde bis 1803 die Druckerzeugung durch den Höhenunterschied hergestellt, übernahm diese Aufgabe nun der Windkessel.

„Durch die Pumpbewegung der Stangen wurde Luft komprimiert und in den Kessel gepresst. Das führte zu einem erhöhten und gleichbleibenden Druck in der Leitung“, erklärt Eckert.

Was hinter Münchens ältestem Musikensemble steckt.

Zur gesamten Anlage gehören zwei Pumpwerke und zwei Wasserräder. Das westliche Pumpwerk besteht aus sechs Zylindern und einem Windkessel. Das östliche hat nur vier Zylinder, dafür aber zwei Kessel. Aus Holz ist jetzt nur noch das Gerüst der Anlage. Alle anderen Teile sind aus Messing oder Gusseisen. Bis 1900 waren sogar noch die Wasserräder aus Holz, nun sind sie jedoch aus Metall.

Eindrücke der ältesten Maschine Münchens: das Grüne Brunnhaus von außen heute.
Eindrücke der ältesten Maschine Münchens: das Grüne Brunnhaus von außen heute. © Patricia Stücher

„Um die Anlage auch noch weitere hundert Jahre betreiben zu können, läuft sie nur halbjährlich und muss immer mal gewartet werden“, sagt Eckert.

Patricia Stücher

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