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Umbauten und Brauchtümer: Das zeichnet den ältesten Brunnen Münchens aus

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Das historische Foto zeigt den Brauch des Metzgersprungs.
Das historische Foto zeigt den Brauch des Metzgersprungs. © Stadtarchiv München (DE-1992-HV-B5-B-05-06)

Münchens ältester Brunnen lebt noch heute von teilweise mittelalterlichen Bräuchen. Wo der Brunnen steht, was ihn früher und auch heute noch auszeichnet:

München ‒ Eine Stadt mit Geschichte und Geschichten: In unserer aktuellen Serie begibt sich Hallo auf die Suche nach den ältesten Vertretern ihrer jeweiligen Gattung. Manches ist sogar älter als die 864 Jahre alte Isarmetropole selbst. Diesmal stellen wir Ihnen den ältesten Brunnen vor.

Münchens ältester Brunnen: 1343 erstmals urkundlich erwähnt

Auf dem Marienplatz stand schon im Mittelalter ein Brunnen. „Der Erste wurde im Jahr 1318 erwähnt, bei dem weiß man jedoch nicht, wo der genaue Standort war“, sagt Stadtführerin Stephanie Graßl. Der Vorläufer vom jetzigen Fischbrunnen wurde 1343 erstmals urkundlich als „Bürgerbrunnen“ an dieser Stelle genannt. „Es war ein ganz normaler Ziehbrunnen, der wahrscheinlich aus Holz bestand und über das Grundwasser versorgt wurde“, berichtet Graßl.

Das ist Münchens älteste Brücke.

Doch schon 1378 bekam der Brunnen eine neue Aufgabe – er diente als Marktbrunnen für die einheimischen Fischhändler. Sie hängten ihre Ware in das Wasser, damit diese frisch und lebendig verkauft werden konnte.

Der nächste wichtige Schritt war der Anschluss an das Münchner Wasserleitungssystem im Jahr 1471. „Kurze Zeit später wurde dann der Brauch des ‚Metzgersprungs’ am Brunnen eingeführt“, sagt Graßl. Mit dieser Tradition wurden Metzgerlehrlinge „freigesprochen“. Sie sind dabei in das Wasser gesprungen und kamen quasi als Geselle wieder raus. Nicht der einzige Brauch: Noch heute gibt es das traditionelle Geldbeutel-Waschen am Aschermittwoch.

Münchens ältester Brunnen: Bräuche noch heute lebendig

Auch dieses Ritual stammt aus dem 15. Jahrhundert. „Die einfachen Leute wollten damit ihre Dienstherren darauf aufmerksam machen, dass nach dem närrischen Treiben die Geldbeutel leer sind und sie eine Lohnerhöhung brauchen“, erklärt die Stadtführerin.

Die Geschichte hinter Münchens ältestem Schwimmbad.

Während die Bräuche überlebt haben, hat sich das Aussehen verändert. Der Bildhauer Konrad Knoll hat 1862 bis 1865 einen neugotischen Brunnen gestaltet. Im Becken standen vier Metzger­burschen, die Wasser in Eimern aus dem Brunnen schütteten. Über diesen standen damals noch vier musizierende Kinder. Alles Merkmale, die an die Rituale erinnern sollten.

Der Fischbrunnen hatte bis 2021 eine Zamperltränke, diese ist nun außer Betrieb.
Der Fischbrunnen hatte bis 2021 eine Zamperltränke, diese ist nun außer Betrieb. © Patricia Stücher

„Die Anlage von Konrad Knoll wurde im Krieg jedoch zerstört, so dass Professor Josef Henselmann 1954 einen neuen Entwurf gestaltet hat und in Betrieb nahm“, berichtet Graßl. Dabei wurden auch drei noch erhaltene Metzgerfiguren verwendet und als Erinnerung an die früheren Fischhändler ein bronzener Fisch oben auf die Mittelsäule gesetzt. Außerdem wurde eine Zamperltränke eingebaut, die leider – da undicht – 2021 außer Betrieb genommen werden musste.

Patricia Stücher

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