Aber die Zahl der Betroffenen steigt. „Autoimmunkrankheiten nehmen per se immer mehr zu. Auch wenn man nicht genau weiß, warum“, so der Schilddrüsen-Experte. Das gelte auch für „Hashimoto“– eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die oft einer Unterfunktion des Organs vorangeht und bereits bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen auftreten kann. Gleichzeitig verbessere sich die Diagnostik und Patienten seien heute sensibilisierter, was Schilddrüsenerkrankungen angehe. Auch das erhöhe die Fallzahlen.
Heilen kann man die Unterfunktion der Schilddrüse nicht. Um das Gleichgewicht von Hormonen wieder herzustellen, werden diese deswegen in Tablettenform zugeführt. „In vielen Fällen passiert das dann ein Leben lang“, so Siegmund. Zudem bekommen Patienten oft das Spurenelement Selen, das für die Umwandlung von Schilddrüsenhormonen unverzichtbar ist.
Grundsätzlich rät Experte Siegmund jedem ab dem 40. Lebensjahr dazu, die Schilddrüse kostenlos beim Hausarzt checken zu lassen. Ein Vorsorgeprogramm gibt es zwar nicht. Dafür ist die Untersuchung an sich reine Routine – es reicht eine Laboruntersuchung mit Überprüfung des sogenannten TSH-Werts. „Der ist in 80 Prozent der Fälle aussagekräftig.“ Treten unspezifische Beschwerden oder Hals- und Schluckprobleme auf, sollte die Schilddrüse ebenfalls geprüft werden.
Im Gegensatz zur Unterfunktion tritt eine Überfunktion der Schilddrüse eher erst in einem höheren Alter auf. Es gibt drei Unterarten: eine autoimmune Form, die sehr plötzlich auftreten kann, eine diffuse Hormonüberproduktion in allen Organzellen und eine Überproduktion, die auf Knoten in der Schilddrüse begrenzt ist.
Solche Knoten sind nicht selten: „Etwa ab dem 50. Lebensjahr hat sie jeder zweite Bundesbürger“, sagt der Hormon-Spezialist Dr. Thorsten Siegmund. Diese sollten per Ultraschall im Auge behalten werden. „In den allermeisten Fällen sind sie gutartig.“ Sollten sie doch zum Schilddrüsenkrebs entarten, können Siegmund zufolge etwa 90 Prozent der Patienten geheilt werden.
Häufig ist Jodmangel ein Grund für die Entstehung der Knoten. „Da hat sich über die vergangenen Jahrzehnte zwar viel getan, aber wir sind noch nicht da, wo wir sein sollten“, meint der Arzt. Seine Empfehlung: Nur jodiertes Salz verwenden und häufiger zum Meeresfisch greifen.
Quelle: www.hallo-muenchen.de