Was Dr. Kim dabei wichtig ist: „Auch bei fortgeschrittenen Befunden verfolgen wir oft noch einen heilenden Ansatz. Selbst, wenn der Krebs bereits gestreut hat.“ Zentral für die Therapie sei dabei ein gutes Netzwerk der Chirurgen untereinander, aber auch mit Onkologen und Radiologen. So werden die Fälle von Patienten, die eine Therapie mit Bestrahlung oder Chemotherapie sowie Operation benötigen, immer bei einem sogenannten „Tumorboard“ besprochen.
Eine solche multimodale Therapie gibt es laut Dr. Kim vor allem bei Enddarmkrebs. „Dieser macht etwa 50 Prozent aller Fälle aus.“ Tumore im Enddarm sind nicht nur schwieriger zu behandeln, weil die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs nach einer Operation zurückkommt, größer ist als etwa beim Dickdarm.
„Auch die Anatomie ist deutlich enger, die Operateure müssen darum extrem präzise arbeiten“, sagt die Chefärztin. So befinden sich mit Harnblase, Samenleitern, Prostata wichtige Organe und Nervenbahnen in direkter Nähe. „Bei einer multimodalen Therapie kann es darum mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit zu Funktionseinbußen etwa beim Wasserlassen oder Stuhlgang kommen.“
Umso wichtiger sei es, Darmkrebs frühzeitig zu erkennen. Gute Vorsorgeprogramme gebe es: „Eigentlich ist eine Darmspiegelung nicht nur die beste Untersuchung, sondern zeitgleich die richtige Therapie bei Vorstufen vom Darmkrebs, sogenannten Adenomen“, betont die Medizinerin.
Was ihr allerdings Sorge macht: „Vor allem in den vergangenen Jahren ist die Vorsorge bei vielen wegen der Corona-Pandemie aus dem Fokus geraten.“ Besonders Menschen, die familiär vorbelastet sind, sollten achtsam sein. Zugleich gibt es genetische Veränderungen, die eine Erkrankung wahrscheinlicher machen, aber nicht auf die Familie zurückgeführt werden können.
„Eine weitere Ursache können chronische, entzündliche Darmkrankheiten sein“, erklärt Dr. Kim. Welche Rolle die Ernährung oder Stress spielen ist hingegen noch nicht umfassend geklärt. „Wir wissen aber, dass eine ballaststoffreiche Ernährung, reduzierter Konsum von Alkohol und rotem oder verarbeitetem Fleisch das Risiko senken.“
„In Deutschland wird bei Darmkrebs im Vergleich zu anderen Ländern noch recht viel offen operiert“, sagt Dr. Mia Kim. Die Chefärztin Koloproktologie der München Klinik Neuperlach will hingegen minimalinvasive Operationsmethoden voranbringen. Weil dabei nur winzige Schnitte gemacht werden, heilen die Wunden in der Regel schneller und die Patienten verbringen weniger Zeit in der Klinik. Schwierig sei die Anwendung zwar bei Notfalloperationen wie bei einem Darmverschluss.
„Beim Durchschnittspatienten, der geplant in die Klinik kommt, sprechen aber schon jetzt wenig Gründe gegen minimalinvasiv“, sagt Kim. Dass die Hände bei der OP-Methode eingeschränkter agieren können, könnten in Zukunft Roboter ausgleichen. Mit einem solchen arbeitet die München Klinik Bogenhausen.
Quelle: www.hallo-muenchen.de