Wenn sich ein Jugendtraum erfüllt

Bis zur Wahl des Münchner Seniorenbeirats am Sonntag, 26. November, lesen Sie die weiteren Teile unserer Serie „Jung im Alter“.
„Just do it“ – „Mach es einfach“: Das ist das Motto von Brigitte Raab-Lucke (63). Wie ein junges Mädchen als Au-pair nach Amerika? Danach noch einen 12 000-Meilen-Roadtrip alleine durch die USA dran hängen? Just do it.
„Ich wollte schon früher Au-pair machen“, erzählt Raab-Lucke. Damals hat es nicht geklappt, mit 61 hat sich die ehemalige Lehrerin aus Untermenzing den Traum erfüllt. Sie ist auch mit über 60 eine quirlige Frau, braungebrannt, lockige rote Haare, auch optisch jung geblieben. Als Au-pair ins Ausland gegangen ist sie nicht, weil sie sich einsam fühlte – Raab-Lucke hat drei Kinder und vier Enkel – sondern aus Abenteuerlust und Fernweh. Ihr Traumland: Die USA, am besten in den Süden.
Sie landete bei einer Familie in Charlotte mit Zwillingsbuben, 22 Monate alt. „Richtig süße Kerle waren das“, erinnert sich Brigitte Raab-Lucke. Sie brachte ihnen deutsche Kinderlieder bei, spielt Memory und ging nach draußen zum Toben. „Da waren wir die einzigen“, berichtet sie. „In den USA ist das absolut nicht üblich.“
Als Granny-Nanny tauchte sie ein in völlig neue Kulturen. Die Mutter der Familie stammt aus Nairobi und arbeitet in den USA als Ingenieurin, der deutsche Vater arbeitet in Kenia. Die Familie war in der kenianischen Gemeinde aktiv, auch Raab-Lucke fand dort Anschluss. „Ich habe eine komplett neue Art zu leben kennen gelernt“, sagt sie, „und wurde von Anfang an gleich in die Familie aufgenommen.“
Nach zwei Monaten bei der Familie brach sie auf zum zweiten großen Abenteuer: ein Roadtrip an der Südküste der USA, nur sie und ihr kleines graues Auto, von ihr liebevoll „Jimmy Car“ genannt. Im Büro von Brigitte Raab-Lucke hängen eine US-Flagge, Souvenir-Magnete, und eine Landkarte, auf der die Strecke eingezeichnet ist – von Phoenix über den Grand Canyon, die Route 66 bis nach San Francisco. Es sind Erinnerungen an „die beste Zeit ihres Lebens“, wie sie sagt. „Ich war abseits der großen Wege unterwegs“, erzählt sie. Ohne Navi, nur mit Landkarte, ist sie in die abgelegendsten Dörfer gefahren. Um Geld zu sparen hat sie in den billigsten Motels geschlafen – ganz so, wie es junge Studenten machen.
Denkt sie daran zurück, denkt sie aber vor allem an nette Menschen, beeindruckende Landschaften und schöne Städte, die sie kennengelernt hat. „Das Leben in München hat mir gar nicht gefehlt“, sagt sie. In die Ferne zieht es sie noch immer: „Vielleicht mache ich Granny-Au-pair in Süditalien“, überlegt sie. Claudia Schuri
„Granny-Au-pair“ im Ausland
In der Regel betreuen Granny-Au-pairs ab 50 Jahren als Ersatz-Omas die Kinder in einer Familie im Ausland und erhalten dafür Kost und Logis. Ein Gehalt gibt es nicht. Auf der Seite www.granny-aupair.de können sich interessierte Familien und Granny-Au-pairs anmelden und auf einem persönlichen Profil vorstellen. Die Vermittlung läuft innerhalb von Europa als auch in Länder auf anderen Kontinenten. Die Dauer des Aufenthalts wird individuell vereinbart. Es ist üblich, dass sich Familien und Au-pairs zum Beispiel durch Telefonate oder E-Mail-Kontakt kennenlernen, bevor es für die Senioren ins Ausland geht.
„Leih-Oma“ in München
Senioren, die in München gerne auf Kinder aufpassen würden, können sich als Leih-Oma oder Leih-Opa engagieren. Verschiedene Plattformen bringen Familien und Senioren zusammen. Das evangelische Bildungswerk organisiert einen Opa-Oma-Service, mit dem Eltern unterstützt werden, die für ihre Kinder bis zu zwölf Jahren eine kurzzeitige Betreuung suchen (5 38 86 86 14). Auch auf der Seite www.betreut.de gibt es eine Datenbank, auf der sich Leih-Großeltern vorstellen. Vermittlungen bieten auch die Privatinitiative „Leihomaservice München“ (www.leihomaservice.de) und „Kids Concept“ (www.kids-concept.de) an.