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Vegetarische und vegane Ernährung wird auch bei Jüngeren immer präsenter. Hallo klärt mit einem Ernährungsexperten auf, worauf man achten sollte.
„Gesund in Serie“ – unter diesem Motto beleuchtet Hallo München wöchentlich Themen der Medizin. Aktuell dreht sich alles um „Gesund heranwachsen“. Immer öfter ist dabei vegetarische oder vegane Ernährung auch bei Heranwachsenden ein Thema. Zusammen mit dem Münchner Ernährungsexperten Prof. Dr. Hans Hauner erklären wir, wann fleischlose Kost nicht zu empfehlen ist und worauf Eltern achten sollten.
Immer mehr Kinder und Jugendliche ernähren sich rein vegetarisch: Waren es der „Eskimo-Studie“ 2006 zufolge 1,6 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen, sind es gut zehn Jahre später bereits fünf.
„Grundsätzlich ist das kein unerfreulicher Trend“, sagt Prof. Hans Hauner (kl. Foto) vom Institut für Ernährungsmedizin der TU-München.
Denn inzwischen gebe es immer mehr Hinweise darauf, dass ein hoher Fleischkonsum Krankheiten wie Diabetes oder Dickdarmkrebs fördern kann. Trotzdem wird eine rein vegetarische Ernährung bei Heranwachsenden auch heute oftmals kritisch gesehen.
Dafür gibt es dem TUM-Experten zufolge aber keinen Grund. „In der Regel ist eine vegetarische Ernährung in jedem Alter kein Problem, weil über Milch oder Eier alle wertvollen Nährstoffe ausreichend zugeführt werden können.“
Schwieriger sei das bei einer veganen Ernährungsweise – etwa wegen der Versorgung mit dem Vitamin B12. „Ein B12-Mangel kann bei Kindern zu Schäden bei der mentalen oder körperlichen Entwicklung führen, zum Teil mit irreversiblen Folgen“, erklärt Hauner.
Darum empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine vegane Ernährung für Kleinkinder nicht. Während der Schwangerschaft oder Stillzeit sollten auch Frauen, die schon länger vegan leben, vorsichtig sein – und sich gegebenenfalls B12 direkt beim Hausarzt spritzen lassen. „Für Veganer empfiehlt es sich, einmal im Jahr B12 messen zu lassen“, so Hauner.
Nach dem Kleinkindalter ist aber auch eine vegane Ernährung durchaus gesund möglich. Der Schlüssel liegt in der Ausgewogenheit. Also darin, dass alle notwendigen Nährstoffe zugeführt werden.
Es kommt auf die richtige Mischung an
„Bei Kindern besonders wichtig ist Eiweiß.“ Dessen verschiedene Aminosäuren sind für Wachstum und Muskelaufbau relevant. „Die kann man aber auch rein pflanzlich gut abdecken“, weiß der Ernährungsmediziner.
So habe Soja-Eiweiß fast die gleiche Wertigkeit wie das im Hühnerei. „Und Hülsenfrüchte haben fast das gesamte Spektrum an Aminosäuren“. Am Ende komme es auf die richtige Mischung an.
Wer sich mit seiner Ernährung intensiv auseinandersetzt und auf Ausgewogenheit achtet, wird trotzdem mit allem versorgt, was der Körper braucht. „Da liegt natürlich eine hohe Verantwortung bei den Eltern.“
Ernährungstipps können auch am TUM-Institut und Online eingeholt werden
Bei kleineren Kindern sollten die Erwachsenen die Ausgewogenheit im Blick haben. Eltern können Jugendliche, die vegetarisch oder vegan leben wollen, auch zu einer Ernährungsberatung schicken.
Auch am TUM-Institut werden diese angeboten, sind aber kostenpflichtig. Ernährungstipps und entsprechende Rezepte gibt es aber auch auf der Internetseite des Instituts.
„Außerdem sollten Eltern in Sachen gesunder Ernährung ihren Kindern ein gutes Vorbild sein“, sagt Hauner. Das heiße aber nicht, dass sie ihrem Nachwuchs von Anfang an ein bestimmtes Konzept vorschreiben sollten. „Lieber sollten die Kinder alles erst mal ausprobieren dürfen“, rät der Experte. „Irgendwann werden sie es so oder so tun.“
Ersatzprodukte mit kritischem Blick
Nur weil etwas vegetarisch oder vegan ist, muss es nicht gesund sein. Einen kritischen Blick sollte man sich dabei vor allem bei Fleischersatz-Produkten bewahren.
„Damit etwas Veganes zum Beispiel wie Wurst schmeckt, muss der Mensch schon stark in die Natur eingreifen“, sagt der Ernährungsmediziner Hans Hauner. Viele Angebote würden etwa zahlreiche Zusatzstoffe enthalten.
Andere Produkte enthalten oft sehr viel Fett. Hauner rät daher eher zu Zutaten, die ohnehin fleischlos sind. „Vegane oder vegetarische Ersatzprodukte sind oft nicht viel anders, wie gewöhnliches Fast Food.“
R. Ebert-Adeikis