Diese Isarnixen tauchen nach Gold

Sie sind das beste deutsche Duett im Kunstschwimmen: Die Isarnixen Marlene Bojer und Daniela Reinhardt wollen 2020 zu Olympia nach Tokio
Die Isar zieht sich als grünes Band durch München. In unserer neuen Hallo-Serie stellen wir Menschen vor, die ganz unterschiedlich mit der „Reißenden“ verbunden sind.
Sie haben die Isar weit über Münchens Grenzen hinaus bekannt gemacht: Die Isarnixen Marlene Bojer und Daniela Reinhardt, die preisgekrönten Synchronschwimmerinnen der SG Stadtwerke.
Musik dröhnt aus den Lautsprechern, anmutig gleiten die beiden Nixen dazu im Takt durchs Wasser, tänzeln, strecken ihre Beine in die Luft – und lächeln. Wasser ist ihr Element: Marlene Bojer gilt derzeit als die beste Synchronschwimmerin der Republik, gemeinsam haben die beiden schon etliche Titel geholt, vom Deutschen Meistertitel im Team bis zur überragend hohen Punktezahl beim Japan Open. Ihr nächstes großes Ziel: Olympia 2020.

Bis zu 23 Stunden pro Woche trainieren die Münchnerinnen, die beide gerade studieren. „Für andere Hobbys bleibt da kaum Zeit“, sagt Reinhardt. Wenn doch: Dann joggt die 22-Jährige – natürlich an der Isar – trifft dort Freunde und geht spazieren. Im Herbst wollen die Nixen ihren Deutschen Meistertitel verteidigen, diese Woche vertreten sie die Republik in Usbekistan und Anfang August bei der Europameisterschaft. „Wir legen unseren Fokus gerade vor allem auf internationale Wettkämpfe“, sagt Reinhardt.
Die Krux ihres internationalen Engagements: Die Weihnachtsshow, die sonst jeden Winter stattfindet, mussten die beiden heuer absagen. „Wenn, dann wollen wir eine besondere Show zeigen“, sagt die angehende Ernährungswissenschaftlerin. Aber zum Üben fehle schlichtweg die Zeit. Erschwerend kommt für die Isarnixen hinzu: „Weil die Olympiaschwimmhalle saniert wird, müssen wir auf andere Bäder ausweichen.“ Das bedeutet: Einen Tag lang trainieren sie in Pasing, am nächsten im Schulschwimmbad und am dritten in Ingolstadt.
In München reicht ihnen in den Ersatzschwimmbecken der Platz nicht: „Im Wettkampf wird auch bewertet, wie gut man die Fläche nutzt“, sagt Reinhardt. „Aber die haben wir aktuell gar nicht zum Trainieren.“ Darüber kann sich auch Marlene Bojer ärgern: „Jetzt haben wir gerade mal zwölf auf acht Meter – Wettkampfbecken messen aber bis zu 30 auf 50 Meter“, sagt die 25-Jährige. Seit Monaten verzögern sich die Sanierungsarbeiten immer wieder. Dass die Olympiaschwimmhalle wie angekündigt im Frühjahr wieder öffnet – darauf wagen die beiden kaum zu hoffen.
Seit Marlene Bojer sieben Jahre alt ist, tänzelt sie durchs Wasser. Die Bäder hat sie schon als Kind geliebt – nicht zuletzt, weil ihr Opa Bäderchef war, wie sie verrät. Bojer ist gerade nicht nur im Wettkampf-Stress – wenn sie gegen 23 Uhr vom Training heimkommt, heißt es pauken und Bücherwälzen. Denn sie schreibt derzeit ihre Bachelorarbeit für den Studiengang Druck- und Medientechnik. Worauf sich Bojer richtig freut, wenn die Stressphase vorbei ist: „Auf das Schwimmen in der Isar“, sagt sie. Die Nixe ist echter Isar-Fan. Jedes Jahr nimmt die gebürtige Münchnerin deswegen an der Eisbach-Gaudi-WM teil.
Ihren Namen hat die Abteilung „Isarnixen“ übrigens von einem Filmproduzenten bekommen: Géza von Cziffra, der die Nixen 1951 für eine Schwimmsportszene engagierte.
Hanni Kinadeter