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„Vor 20 Jahren waren Krimis noch ,bäh’“

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Seine Bücher um Kommissar Jennerwein sind Kult. Zur Veröffentlichung seines neuesten Werks verrät der 61-Jährige, wie sich das Ansehen von Krimis verändert hat – und wann er seinen Roman-Helden sterben lassen will.

Herr Maurer, Sie produzieren die Jennerwein-Krimis ja wie am Fließband – sehr zur Freude Ihrer Fans.

Wie am Fließband würde ich nicht sagen, es gibt Autoren, die schreiben drei Romane im Jahr. Ich verwende etwa ein halbes Jahr auf die Stoffsammlung und etwa genauso lange für das Schreiben.

Gleich Ihr erster Roman war ein voller Erfolg. Hatten Sie damals mit einer Karriere als Bestseller-Autor gerechnet?

Man sieht ja, wie viele Exemplare der Verlag drucken lässt, von daher schien es sich schon im Vorfeld angekündigt zu haben, dass der Roman gut ankommen wird. Aber einen solchen Erfolg kann man natürlich nicht planen.

Außer man schreibt „Heimat“ aufs Cover. Regionale Krimis boomen seit Jahren... 

Ich mache da aber ja eigentlich gar nicht mit. Ich parodiere das ja eher. Die Fälle könnten auch woanders spielen, häufig wechseln auch die Schauplätze und ganz bewusst gebe ich dem Ort keinen Namen. Dieser Kunstgriff stellt sicher, dass auch Menschen in Kiel oder Meran die Bücher gerne lesen.

Dennoch gibt es derzeit sehr viele Autoren, die in eine ähnliche Richtung gehen. Kennt man sich untereinander, tauscht man sich aus?

Ich kenne ehrlich gesagt so gut wie keine anderen Krimiautoren persönlich. Es bleibt einfach nicht die Zeit für Treffen oder Zusammenkünfte. Jeder schaut natürlich, dass er ein Alleinstellungsmerkmal hat, bastelt an seinem eigenen Stil. Ich könnte mir aber auch gar nicht vorstellen, mich mit anderen Autoren beispielsweise über eine Handlung auszutauschen und um Rat zu fragen. Schreiben tue ich dann doch ganz gerne alleine.

In Ihrem aktuellen Buch heißt es, dass es nur bei Literaten möglich sei, sich im Rennen um einen Nobelpreis in die Haare zu kriegen. Ist Ihre Zunft wirklich so streitbar?

Kein Mediziner träumt von einem Nobelpreis. Einfach, weil es sehr unwahrscheinlich ist, einen zu bekommen. In der Literaturszene könnte man hingegen sicher ein paar Deutsche nennen, die auf einen warten. Hier lässt sich besser streiten, weil es Geschmackssache ist. In den anderen Gebieten verläuft die Vergabe deutlich objektiver. Ansonsten sind wir sehr entspannt. Ich kenne das Konkurrenzdenken dann doch eher vom Kabarett. Da gibt es einen großen Run auf die Spielplätze und man beäugt sich gegenseitig misstrauisch.

Ach, deshalb haben Sie vom Musik-Kabarettisten zum Autor umgeschult...

Ich war schon immer ein Job-Hopper. Ich habe ja mit meiner Frau zusammen auch mal ein Theater in München geleitet. Aber das kann man nicht nebenbei machen. Und was das Kabarett angeht, verbinde ich das jetzt ja mit meinen Lesungen.

Sie kennen beide Seiten der Münchner Theaterlandschaft. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der kleinen Bühnen?

Es ist nicht so, dass diese aussterben. Ich kenne die Situation seit Mitte/Ende der 70er-Jahre. Auch damals war es für die Künstler schon schwierig, an Auftritte zu kommen. So ist das heute immer noch, aber damals wie heute gilt: Man kann es schaffen. Vielleicht nicht gleich ins Lustspielhaus, aber doch auf kleine Bühnen wie zum Beispiel die Drehleier. In der habe ich angefangen, und der bleibe ich bis heute treu.

Zum Beispiel mit Ihrem Zusatzauftritt beim Krimifestival. Krimi-Lesungen boomen ja ohnehin...

Das stimmt nur bedingt, denn Krimis an sich boomen gar nicht. Vom Markt her macht dieses Genre nur 17 Prozent aus, die Liebesromane hingegen 50 Prozent. Für die gibt es aber keine Festivals, die sieht man nur auf den Handtüchern im Freibad liegen.

Dennoch ist der Run auf die Karten groß. Beinahe alle Lesungen sind ausverkauft...

Weil man mit Festivals gezielt etwas dafür getan hat. Vor 20 Jahren waren Krimis hingegen noch „bäh“. Ich kann mich an mein Germanistik-Studium in München erinnern. Da habe ich mir in einer Buchhandlung einen Krimi von Patricia Highsmith gekauft. Als ich dann ins Hölderlin-Seminar bin, habe ich das Buch in meiner Mappe versteckt – damit hätte ich mich nicht sehen lassen dürfen.

Das hat sich gehörig geändert. Bleiben Sie dem Jennerwein jetzt treu?

Oder hat der Kommissar ein Verfallsdatum?

(lacht) Nein, hat er nicht. Ich habe beim ersten Buch nicht gewusst, dass es mehrere Fälle geben wird, jetzt geht es aber weiter, so lange mir noch was einfällt. Und wenn er mich irgendwann aufregt, bringe ich ihn einfach um. Ein ehrenvoller Tod im Einsatz natürlich.

Muss man sich schon Sorgen machen?

Nein, in Lebensgefahr schwebt der Kommissar ja in jedem Buch, aber noch muss man sich keine Sorgen machen, dass er wirklich stirbt.

Worum wird’s im nächsten Fall gehen?

Noch bin ich bei der Stoffsammlung. Fest steht schon, es kommt ein dunkles Geheimnis aus Jennerweins Familie ans Licht. Er gerät ein bisschen auf die andere Seite des Gesetzes.

von MARCO LITZLBAUER

ZUR PERSON

Wenn ein Autor bühnenerfahren und damit prädestiniert für Lesungen ist, dann Jörg Maurer. Der Garmischer war nicht nur lange als Musik-Kabarettist unterwegs, er leitete jahrelang in Schwabing ein Theater: „Jörg Maurer’s Unterton“ (das heutige „theater... und so fort“). Und auch das Sprechen vor Publikum bringt den ehemaligen Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch vermutlich nicht aus der Ruhe. Aber keine Sorge: In seinen Alpenkrimis um Kommissar Jennerwein geht es alles andere als entspannt zu. In „Der Tod greift nicht daneben“ ist es zuerst nur Jennerweins Gefühl, das ihm sagt, dass der Sturz des Ex-Nobelpreisjurors Bertil Carlsson in einen Garten-Häcksler kein Unfall war. Als die Gerichtsmedizin dann feststellt, dass im Puzzle der Leichenknochen eine Hand fehlt, stößt Jennerwein auf ein schier unfassbares Forschungsprojekt.

VERLOSUNG

Gewinnen Sie Karten für die Lesung mit Jörg Maurer
Teilnahmeschluss ist Donnerstag, 5. März.

Jörg Maurer gastiert im Rahmen des Münchner Krimifestivals (www.krimifestival-muenchen.de) am 9. März im Gasteig (ausverkauft) sowie am 18. März in der Drehleier (Beginn: 20.30 Uhr). Für letztgenannte Lesung gibt es noch Karten für 15 Euro unter Telefon 48 27 42. Generell gilt beim Krimifestival: Wer Karten haben möchte, muss sich ranhalten. Die meisten Lesungen sind schon ausverkauft. Tickets gibt es unter anderem noch für die Lesungen mit Erik Axl Sund (10. März), Arne Dahl (14. März), Su Turhan (16. März) und Tony Parsons (17. März). Weiterer Höhepunkt: Der Zusatztermin von Jussi Alder Olsen am 22. März um 15 Uhr in der BMW Welt. Tickets für alle Veranstaltungen gibt es per e-Mail an textfactory@t-online.de.
Hallo verlost 5x2 Karten für die ausverkaufte Lesung von Jörg Maurer am 9. März (20 Uhr).

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