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Wasserbüffel-Experten treffen sich in Unterfranken

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Rothenbuch - Wasserbüffel sollen in Unterfranken für den Naturschutz arbeiten. Indem sie fressen und sich in schlammigen Wasserlöchern einer Bachaue suhlen. Bislang klappt das gut, trotz kritischer Stimmen.

Eigentlich machen die Wasserbüffel nicht viel. Sie stehen rum, fressen Gräser und Sträucher, suhlen sich in Wasserlöchern und liegen faul auf der Wiese. Und trotzdem tun sie genau damit viel Gutes für die Natur. Dank der Wasserbüffel haben Flora und Fauna in den Bach-Auen des Hafenlohrtales bei Windheim (Landkreis Main-Spessart) erkennbar profitiert. „Die Büffelherde hilft außerdem ganz enorm dabei, dass das Hafenlohrtal nicht vollends verbuscht und ein Wiesental bleibt“, sagt Christian Salomon vom Naturpark Spessart. Er betreut das Gebiet, in dem die Büffel seit 2009 grasen.

Zehn Büffel leben derzeit bei Windheim. Sie streifen entlang des Baches auf rund 13 Hektar durch das Spessarttal. Landwirt Michael Veeh hat die Tiere vor fast vier Jahren gekauft und es bislang nicht bereut. „Ich hoffe noch immer, dass das hier ein Meilenstein und ein gutes Beispiel wird.“ Auch für andere feuchte Flächen im Spessart. Wasserbüffel könnten aus den verwilderten Auen wieder wertvolle Feuchtbiotope machen. „Bislang ist der Funke noch nicht so richtig übergesprungen, aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend“, sagt der 53-Jährige aus dem unterfränkischen Ansbach zuversichtlich.

Gewöhnliche Rinder, Ziegen oder Schafe wären für die Sumpflandschaft nicht infrage gekommen. „Zum einen lassen sie die harten, faserreichen Gräser stehen und zum anderen würden sie bei der feuchten Wiese gesundheitliche Probleme mit den Klauen bekommen“, erklärt Salomon die exotische Auswahl der Tiere für das Artenschutzprojekt im Hafenlohrtal.

Die Untersuchungen des Naturparks Spessart haben schon jetzt ergeben, dass es neben dem Erhalt der Talaue auch andere ökologisch wertvolle Nebeneffekte gibt. Seit 2010 werden vom Naturpark unter anderem Vögel, Amphibien und Pflanzen gezählt und beobachtet. Dank der Trittkuhlen der Wasserbüffel entstehen zahlreiche Kleingewässer. Dort legen trotz des trüben Wassers Libellen und Amphibien ihre Eier ab. „Auch der Südliche Blaupfeil - eine seltene Libellenart - scheint sich mittlerweile auf der Fläche erfolgreich fortzupflanzen“, sagt Salomon. Noch einige weitere Arten der Roten Listen wie Sumpffarn, Grasfrosch und Molche werden häufiger. „Das ist bislang nur eine Zwischenbilanz, aber stimmt uns optimistisch“, sagt der Experte für Botanik und Landschaftsökologie.

Doch es gibt auch Skeptiker. Einige Fischer fürchteten, dass der Kot der Wasserbüffel den Bach und damit auch ihre Teiche verunreinigt. Es wurden Wasserproben in Auftrag gegeben. Gemessen wurde drei Monate lang vor und hinter den Wasserbüffeln und den Fischteichen. „Der Einfluss der Wasserbüffel war in den Wasserproben analytisch nicht fassbar. Auch von den Fischteichen geht keine signifikante Belastung aus, aber sie haben mehr Auswirkung auf die Wasserqualität als die Wasserbüffel“, sagt Klaus Maslowski, Fachbereichsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg.

Deutschlandweit gibt es aktuell fast 3000 Wasserbüffel. Die meisten leben in Nord- und Ostdeutschland. Dem Deutschen Büffelverband zufolge gibt es in Bayern mehr als 130 dieser Tiere. Von Samstag an treffen sich etwa 50 Experten aus ganz Deutschland in Unterfranken, um über ihre Erfahrungen mit den Wasserbüffeln zu sprechen.

Für Landwirt Veeh sind die Tiere aber mehr als Arbeiter für den Natur- und Landschaftsschutz. Weil nicht mehr als neun bis zehn Tiere auf der Weidefläche leben sollten, verkauft er das Fleisch der Jungtiere. „Das ist wildaromatisch, sehr mager und cholesterinarm.“ Reich wird er von der kleinen Wasserbüffel-Herde jedoch nicht. Aber er ist im Gespräch und seine Büffel auch. Das weiß auch Naturschutzexperte Salomon: Jährlich kommen mehr als 200 Menschen für Exkursionen zu den Wasserbüffeln in den Spessart. „Die sind einfach ein echtes Highlight hier, die will jeder sehen.“

dpa

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