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Neue Studie: Rote Zone für Rentner – staatliche Rente reicht nicht aus

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Von: Martin Prem

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Zwei Rentner sitzen im Park auf einer Bank
Der neue Vorsorge-Atlas belegt: Die staatliche Rente wird im Alter nicht ausreichen. © Sebastian Kahnert / dpa

Viele Menschen setzen auf die staatliche Rentenvorsorge. Allerdings zeigt eine neue Studie, dass insbesondere in Oberbayern eine Versorgungslücke vorliegt und die staatliche Rente im Alter nicht reichen wird.

München - Reicht die Rente* im Alter? Das fragen sich viele der 38,7 Millionen Versicherten in Deutschland*. Gut zwei Drittel vertrauen nur auf die staatliche Rente – und das wird im Alter nicht reichen, wie der Vorsorge-Atlas belegt, der alle vier Jahre vom Forschungszentrum Generationenverträge an der Uni Freiburg im Auftrag von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, erstellt wird.

Besonders auffällig im Kartenwerk: Die rote Zone Oberbayern! Das Rot steht dafür, dass hier die Versorgungslücke besonders groß ist. Konkret heißt das, dass allen, die sich in Oberbayern nur auf ihre gesetzliche Rentenversicherung, Beamtenpension und berufsständische Vorsorge verlassen, im Schnitt mehr als 563 Euro im Monat (es können bis zu 737 Euro sein) fehlen, um ihren Lebensstandard im Alter zu halten*!

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Rente in Oberbayern: Region mit der größten Vorsorgelücke

Oberbayern ist damit die Region in Deutschland mit der größten Vorsorgelücke. Die kleinste (331 Euro) weist übrigens die Region Mecklenburg-Vorpommern auf. Das Fazit der Studienautoren „Wer nur auf die staatliche Altersvorsorge setzt, muss sich später einschränken“, trifft deshalb auf Oberbayern besonders zu.

Gesetzliche Rentenversicherung, Beamtenversorgung und berufsständische Versorgung decken im Schnitt nur 48 Prozent des letzten Bruttoeinkommens ab. Nötig für einen entspannten Lebensabend sind den Studienautoren zufolge aber 60 Prozent. Der durchschnittliche Anspruch aus der gesetzlichen Rentenversicherung beträgt zum Renteneintritt 1449 Euro.

Möglichkeiten zum Aufstocken der Rente

Diesen Betrag sollte man aufstocken. Eine Möglichkeit, sich zusätzlich abzusichern, ist die Riester-Rente. Rund 16 Millionen Verträge gibt es inzwischen. Wer berechtigt ist, bekommt Zuschüsse vom Staat fürs Sparen. Vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen werden dem Atlas zufolge überproportional gefördert.

Weitere Möglichkeiten sind die betriebliche Altersvorsorge und die Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst. Alle drei bringen im Schnitt 18,7 Prozent des ehemaligen Bruttoeinkommens, wie der Atlas ausweist. Zusammen mit der gesetzlichen Altersvorsorge werden die nötigen 60 Prozent für eine entspannte Rentenzeit also übererfüllt.

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Kritik an der Riester-Rente

Doch die Riester-Rente* ist umstritten, Kritiker bemängeln zum Teil hohe Gebühren und geringe Leistungen und mahnen eine Reform an. Denn Wegen einer Besonderheit im Rentensystem kann es sein, dass diejenigen, die viel verdienen und einen Riester-Vertrag oder eine betriebliche Altersvorsorge haben, trotzdem unter der 60-Prozent-Marke bleiben.

Der Grund ist die Bemessungsgrenze von 7100 Euro (West) und 6700 Euro (Ost), die die Beiträge zur Rentenversicherung deckelt. Der Rentenhöchstsatz kann dann deutlich niedriger sein als das letzte Bruttoeinkommen. Die Lücke kann auch ein Riester-Vertrag nicht ausgleichen. Diese Menschen müssen zusätzlich sparen, etwa über Aktien oder eine Immobilie. Ausnahme: Beamte. Sie sind im Schnitt durch ihre Pensionsansprüche ausreichend versorgt.

Rente in Deutschland: Große regionale Unterschiede

Auch regional gibt es große Unterschiede. So bekommen Rentner aus der gesetzlichen Rentenversicherung in Oberbayern mit durchschnittlich 1657 Euro monatlich am meisten, Umgekehrt ist die Ersatzquote gegenüber dem früheren Einkommen mit 45,4 Prozent einer der niedrigsten. Nur Hamburg und Berlin schneiden schlechter ab.

Der Osten fällt dem Versorgungsatlas zufolge im Vergleich vor allem zu Baden-Württemberg und Bayern zurück. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Riester-Verträgen, die monatlichen Beträge im Osten sind deutlich niedriger als im Westen. In Teilen Sachsen-Anhalts liegen sie bei 263 Euro, in Oberbayern  bei 473 Euro.

Studie: Regionale Unterschiede bei der betrieblichen Zusatzrente

Auch bei der betrieblichen Zusatzrente liegt vor allem Süddeutschland vorn, der Osten eher hinten. Die monatlichen Werte liegen zwischen 748 Euro (Hamburg) und 322 Euro (Mecklenburg-Vorpommern). Oberbayern liegt bei 743 Euro. Betriebliche Altersvorsorge bieten vor allem größere Firmen, von denen es im Osten weniger gibt als in Bayern oder Baden-Württemberg.

Auch bei den Einkünften aus Geld- und Immobilienvermögen zeigt sich im Atlas: reicher Süden, armer Osten. Das monatliche Zusatzeinkommen schwankt zwischen 166 Euro im Ostteil Berlins und 650 Euro in Oberbayern. Selbst der in dieser Hinsicht schwächste Bezirk im Freistaat, Oberfranken, liegt mit 554 Euro besser als alle außerbayerischen Bezirke. (Björn Hartmann/mp) *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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