Aus für die "Abendzeitung Nürnberg"

Nürnberg - Die „Abendzeitung Nürnberg“ wird nach 93 Jahren eingestellt. Die letzte Ausgabe erscheint am Samstag (29. September). Das Aus habe sich seit längerem abgezeichnet, sagte am Donnerstag der Geschäftsführer Roland Finn.
„Es war für niemanden hier eine plötzliche Überraschung.“ 35 Mitarbeiter seien betroffen. Mit dem Betriebsrat liefen nun Gespräche über einen Interessensausgleich. Im zweiten Quartal 2012 hatte die Zeitung eine verkaufte Auflage von rund 14 000 Exemplaren pro Tag.
„Neueinstellungen, umfangreiche Investitionen in Redaktion, Technik und Vertrieb sowie ein kompletter Relaunch konnten nicht zur wirtschaftlichen Sanierung der Boulevardzeitung beitragen“, teilte der Verlag Die Abendzeitung - 8-Uhr Blatt mit.
Der Telefonbuch-Verleger und Radio-Unternehmer Gunther Oschmann hatte die Zeitung und deren Anzeigenblatt „Frankenreport“ im Jahr 2010 gekauft. Das Boulevardblatt gehörte zuvor zum Münchner Verlag Die Abendzeitung, die im Besitz der Verleger-Familie Friedmann ist. Mit der Münchner „Abendzeitung“ hatte es nach Angaben Finns anfangs noch eine Kooperation gegeben. Zuletzt liefen die Geschäfte aber komplett getrennt.
„Wir bedauern die Einstellung dieses traditionsreichen Blattes sehr, möchten aber deutlich darauf hinweisen, dass die Münchner "Abendzeitung" davon nicht betroffen ist“, betonte der Chefredakteur des Münchner Blattes, Arno Makowsky. Im Gegensatz zu der Nürnberger habe sich die Ausgabe in der Landeshauptstadt nach einem harten Sparprogramm im Jahr 2010 positiv entwickelt.
Der Nürnberger Geschäftsführer konnte dies nicht berichten: „Leider haben unsere Anstrengungen, das Blatt mit neuem Leben zu füllen, Leser und Anzeigenkunden nicht so überzeugt, wie wir uns das erhofft hatten“, erklärte Finn. „Die Einstellung der Zeitung ist eine äußerst bedauerliche und schmerzhafte Entscheidung.“ Die Geschäftsführung habe vergeblich versucht, mit Kooperationsangeboten an andere Zeitungsverlage und der Suche nach neuen Gesellschaftern die Zukunft des Blattes zu sichern.
AZ-Chefredakteur Peter Groscurth teilte mit: „Leider ist am Ende das Konzept einer stark regional ausgerichteten Boulevardzeitung für die Region Nürnberg nicht aufgegangen.“ Der Betriebsrat sagte mit Blick auf den Verleger Oschmann: „Er verabschiedet sich relativ anständig aus der Sache, obwohl wir damals schon Hoffnung hatten, dass er mehr Durchhaltevermögen hat.“
dpa