Bus-Tragödie: "Plötzlich hörte man nur Schreie"

Sölden - Es hätte für alle ein wunderbarer Ski-Ausflug werden sollen, ein Traumwochenende in den Tiroler Bergen – aber es wurde ein Albtraum. Ein Bus mit einem bayerischen Skiclub ist fünf Meter tief gestürzt.
Als ein Bus mit einem Skiclub aus Burgau (Kreis Günzburg) am
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Samstag auf einer Straße in Sölden unterwegs war, verlor der 47-Jährige Fahrer urplötzlich die Kontrolle über das Fahrzeug. Der Bus raste direkt neben einer Brücke einen fünf Meter tiefen Abhang hinunter und krachte dann gegen einen Brückenpfeiler. Die schreckliche Bilanz: Alle Insassen wurden verletzt, der 15-jährige René P. sogar so schwer, dass er später in der Klinik starb.
Die Tragödie von Sölden: Wie konnte es dazu kommen? Die Polizei vor Ort betonte am Sonntag jedenfalls mehrfach, dass es sich bei

der Unfallstelle nicht um einen besonders gefährlichen Streckenabschnitt handelt: „Die Fahrbahn war zwar nass, aber nicht glatt“, erklärte ein Beamter. Dennoch kam der Bus ins Rutschen, wie Augenzeugen schildern. Bis er dann ein Holzgeländer neben der Brücke durchbrach und in die Tiefe schoss. Im Bus spielten sich dabei dramatische Szenen ab: Viele Insassen wurden wie Puppen durch das Fahrzeug geschleudert, sogar Sitze wurden durch die Gewalt aus den Verankerungen gerissen. Erst habe man nur ein Knirschen gehört und dann plötzlich nur noch Schreie, beschreibt ein Zeuge die schrecklichen Sekunden.
Der vordere Teil des Busses wurde bei dem Aufprall total zusammengequetscht und teils aufgerissen. Mehrere Insassen – darunter auch der Fahrer – wurden im Fahrzeug so eingeklemmt, dass sie später nur mit der sogenannten Bergeschere freigeschnitten werden konnten.
„Einige Opfer, die wir behandelt haben, wiesen sehr schwere Verletzungen auf“, schildert der Arzt Dr. Alois Schranz gegenüber der tz, „meist Knochenbrüche und Schnittwunden.“ Er und sein Kollege Hermann Köhle kümmerten sich gleich um 17 Insassen direkt nach dem Drama. „Keiner von ihnen schwebt mehr in Lebensgefahr. Viele kämpfen jetzt aber besonders mit den psychischen Wunden.“
Denn den Tod von René kann niemand aus der Gruppe fassen. Man kennt sich untereinander – besonders René war sehr beliebt. Der Bub war ein Sport-Ass; egal, ob auf Skiern oder Schlittschuhen. Er war ein fröhlicher, freundlicher, immer hilfsbereiter Kerl. In seinem Heimatort ist die Trauer unbeschreiblich: „Wir stehen hier alle unter Schock und beten nun für die Familie“, bringt es eine Bekannte auf den Punkt.
Besonders tragisch: Auch Renés Vater saß im Bus, wollte seinem Sohn helfen – wurde aber selber schwer verletzt. Auch bei dem Busunternehmen in Ichenhausen (ganz in der Nähe von Burgau) ist man völlig entsetzt: „Mein Mann ist sofort nach Österreich gefahren“, so die Ehefrau des Unternehmers am Sonntag. „Wir sind total geschockt.“ Die Polizei hat den Bus übrigens sofort sichergestellt. Er soll nun genau untersucht werden. Er soll die Frage beantworten, die alle quält: Warum nur musste René sterben?
AGE