Schul-Ärger: Unbekannter stört massiv Online-Unterricht - und filmt seinen Übergriff für YouTube

Ein Unbekannter stört massiv eine Online-Unterrichtsstunde und geht die Lehrkräfte an. Hilfe beim Zugang zum Gruppenchat bekam er ausgerechnet von einem Schüler.
Augsburg/Memmingen - Das leidige Thema Distanzunterricht oder auf Neudeutsch Homeschooling beschäftigt nicht nur Schüler, Lehrer und Eltern, sondern immer öfter auch die Polizei. Schon mehrmals haben sich Unbekannte Zugang zu Lernplattformen oder Gruppenchats verschafft. Zuletzt in Niederbayern, als ein Lehrer massiv beleidigt wurde und Nacktbilder eines Mannes auf den Rechner eines Grundschulkindes geschickt wurden. Jetzt gab es im schwäbischen Memmingen einen neuen Fall.
Mittelschule Memmingen: Unbekannter stört massiv den Online-Unterricht
Diesmal ereignete sich der Vorfall an einer Mittelschule in Memmingen. Ein Unbekannter hatte sich am 22. Januar mit der Hilfe eines Neuntklässlers Zugang zu einer Online-Unterrichtsstunde verschafft. Diese störte er wiederholt mit lauter Musik, Gesang, Zwischenrufen und Provokationen gegen die Lehrer, teilt die Polizei mit. Ein normaler Unterricht war nicht mehr möglich, gibt die Schule an. Der Unbekannte beging aber einen Fehler, weswegen ihn die Polizisten später auch schnell ausfindig machen konnten.
Der 21-jährige mutmaßliche Täter zeichnete seine Unterrichtsstörung auf und bastelte daraus ein YouTube-Video. Das postete er auf seinem Kanal. Auf dem Video waren auch die Lehrer zu sehen, die er widerrechtlich gefilmt hatte. Um herauszufinden, wo der Mann sein Unwesen treibt, schaltete die Polizei, nach der Anzeige der Mittelschule, die Sondereinheit Cybercrime der KPI Memmingen ein. Dort fand man nach Analyse des YouTube-Kanals schnell heraus, dass der mutmaßliche Täter in Augsburg* lebt. Außerdem stellten sie fest, dass er noch mehr von solchen Videos hochgeladen hatte. In einem forderte er seine Zuschauer auf, ihm die Zugangsdaten zu ihren Lernplattformen oder Gruppenchats zu geben.
Störung des Online-Unterrichts: Mutmaßlichem Täter drohen bis zu drei Jahre Gefängnis
Es wurde eine Ermittlungsverfahren eingeleitet, welches in einen Durchsuchungsbeschluss mündete. Am Mittwoch (27. Januar) durchsuchten Beamte die Wohnung des 21-Jährigen in Augsburg*. Dabei stellten sie den Rechner sowie das Handy des mutmaßlichen Täters sicher. Ihm wird die „Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes“ in mehreren Fällen vorgeworfen. Die Höchststrafe hierfür beträgt drei Jahre Gefängnis.
Aber auch dem 14-jährigen Schüler, der ihm den Zugang zur Online-Unterrichtsstunde verschaffte, drohen Konsequenzen. Sein Smartphone wurde ebenfalls eingezogen. Ihn erwartet jetzt ein Jugendstrafverfahren wegen Beihilfe. Die Polizei betont in ihrer Pressemitteilung, dass die Grenze zwischen einem harmlosen Schülerstreich und einer ernsten Straftat schnell überschritten werden kann. (tel) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
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