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Wenn es von Platzhirschen nur so wimmelt – dann haben auch Außenseiter eine Chance. In der Klasse der gehobenen SUVs hat der Volvo XC90 heimlich Fuß gefasst. Und mit dem Lexus RX 450h gibt es eine Alternative aus Fernost. Doch wer von beiden ist besser?
- Schweden gegen Japan – so lautet das große SUV-Vergleichsduell.
- Beide Modelle sind hybrid – doch merkt man das auch beim Verbrauch?
- Luxus pur: Einer der beiden hat einen höhenverstellbaren Getränkehalter.
Einfach haben es die beiden nicht. Bei den SUVs* tummelt sich ein Zwölfender nach dem anderen. Vornehmlich aus Deutschland. In der gehobenen Mittelklasse treten so renommierte Fahrzeuge an wie BMW X5, Mercedes GLE*, Audi Q7 oder der VW Touareg. Ist da überhaupt noch Platz für andere Hersteller? Das haben die Schweden mit ihrem XC90 bewiesen. Langsam, aber stetig hat sich das Dickschiff in die oberste Liga geschoben und sich unter die Platzhirsche gemischt.
Nur einer steht (noch) daneben. Der Lexus RX 450h, ein properer SUV aus dem Hause Toyota. Wer ist von beiden die bessere Wahl? Zur Verfügung stand uns ein Volvo XC90 B5 Benzin mit Allradantrieb in der Ausstattung Momentum Pro (Testwagen-Preis: 91.910 Euro). Sein Gegner: Lexus RX 450h in der Ausführung Luxury, ebenfalls Allrad (Testwagen-Preis: 82.350 Euro).
Volvo XC90 oder oder Lexus RX450h? Welcher von den beiden sieht besser aus?
Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Da kommt es ganz auf den persönlichen Geschmack an, respektive welchen Auftritt man selbst gerne mag. Wenn es dezent, elegant und mit einem Schuss Understatement sein soll, dann würden wir zum XC90 raten. Trotz seiner Größe wirkt der Volvo dezent, das Design ist wie immer skandinavisch unterkühlt. Einzig die Lichtgrafik in den Frontscheinwerfern zeigt mit Thors Hammer so etwas wie klare Kante.
Der RX 450 hingegen macht schon von der Front her auf dicke Hose. Der übermächtige Lexus-Kühlergrill reißt sein Maul wie ein Wal auf, der auf der Suche nach Nahrung durch die Weltmeere kreuzt. Auch von hinten präsentiert sich der Lexus selbstbewusst. Dicke Hinterbacken, Dachspoiler – das ist ein Japaner, der auf den US-amerikanischen Markt schielt und auffallen will.
Zwei Hybrid-Autos, aber größer kann der Unterschied nicht sein
Hybrid-Antriebe, also die Kombination aus einem Verbrennungsmotor und E-Maschine, haben zur Zeit Hochkonjunktur. Leider aber gibt es weder für den Volvo noch für den Lexus Geld vom Staat. Die Elektro-Prämie* gilt nur für sogenannte Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge (PHEV), also für Autos, die extern aufgeladen werden können. XC und RX gehören jedoch zu den Mild-Hybriden. Das heißt: Hier wird der Akku immer wieder beim Fahren aufgeladen und entlastet so den Verbrenner beim Verbrauch.
Ein Pionier dieser Technologie war und ist Toyota. Mit dem Verkaufshit Prius haben die Japaner eine ganz neue Marktnische aufgemacht. Der RX 450h gehört zwar ebenfalls in diese Kategorie, weist aber eine Besonderheit auf: Der Luxus-SUV kommt mit zwei Elektromotoren. Die eine Maschine sitzt an der Vorderachse, leistet 167 PS. Die kleinere befindet sich an der Hinterachse und bringt noch mal 50 PS ins Spiel, hauptsächlich um den Allradantrieb zu realisieren. Zusammen mit dem 262 PS starken Sechszylinder-Benziner ergibt sich so eine Systemleistung von 313 PS und 335 Newtonmeter (Nm) Drehmoment. Immerhin kann der Japaner damit zumindest kurze Strecken rein elektrisch fahren.
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Beim Volvo ist das alles nicht so kompliziert. Der 2,0-Liter-Benziner (Vierzylinder) kommt auf 250 Pferdestärken und wird von einem 14 PS starken E-Motor unterstützt. Das reicht fürs Anfahren, zur Unterstützung, wenn es schnell gehen soll oder zum Segeln. Für reines Elektrofahren ist der Akku zu klein.
Wer hat den besseren Antritt, wer ist schneller von 0 auf 100?
Mit 7,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100 kommt der Volvo gleichzeitig mit dem Lexus ans Ziel. Und trotzdem macht das Beschleunigen beim Volvo mehr Spaß. Hier funktioniert der Elektromotor wie ein Turbo. Das Antriebssystem von Toyota muss man mögen. Hier läuft der Benziner beim Beschleunigen immer auf hohen Drehzahlen, das hohe Wimmern hat man weggedämmt. Aber das Gefühl, dass sich das Auto plagen muss, bleibt. Damit kann man sich bei langen Strecken anfreunden, weil man mit dem Lexus am besten nur cruist. Der Volvo XC90 ist bei Tempo 180 freiwillig abgeregelt, der Lexus darf immerhin 200 Stundenkilometer schnell sein.
Sind Hybrid-Fahrzeuge automatisch Sprit-Sparer?
Diese Frage kann man bei beiden Autos mit einem klaren Nein beantworten. Mit dem Lexus waren wir zu zweit und mit leichtem Urlaubsgepäck unterwegs – mit viel Autobahn. Trotzdem schluckte der SUV 9,8 Liter statt der angegebenen 7,8 Liter. Der Japaner weist auch vom Gewicht her Sumo-Ringer-Niveau auf: Er bringt satte 2,2 Tonnen auf die Waage.
Mit 2,1 Tonnen ist der Volvo fast genauso schwer. Von daher haben sich auch beim Verbrauch nicht unbedingt bessere Werte ergeben. 9,7 Liter stand auf dem Display, bei zugegebenermaßen mehr Stadtverkehr, aber meistens waren es Einzelfahrten. Damit genehmigte sich der XC90 aber nur einen knappen halben Liter mehr als offiziell angegeben.
Das Fahrwerk macht den Unterschied
Wer sich ein neues Auto kauft, sollte genau überlegen, was an Ausstattung wirklich wichtig ist. Beim Volvo kann man nur sagen, hier darf man am Fahrwerk nicht sparen. Die knapp 2.200 Euro Aufpreis für die Luftfederung bringen spürbar mehr Komfort auf der Straße. Und das Heck kann man auch absenken, wenn man schwere Ladung im Kofferraum zu verstauen hat. Ansonsten bewegt sich der XC90 erstaunlich leichtfüßig durch die Kurven.
Der Lexus RX 450h ist mit einem elektronisch gesteuerten Fahrwerk ausgestattet. Die sogenannte „Roll Skyhook Control“ berechnet schon im Voraus die benötigte Dämpfung und steuert die entsprechende Gegenkraft in den Stabilisatoren ein. Auch Wank- und Nickbewegungen, typisch für diese hoch aufgeschossenen Fahrzeuge, werden so weggebügelt. Damit ist man bequem und komfortabel unterwegs – der Lexus ist geboren für lange Überlandfahrten.
Vom persönlichen Geschmack her würden wir den Volvo vorziehen. Das etwas knackigere Fahrwerk ist ebenfalls rückenschonend, hat aber mehr Straßenbindung.
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Wer bietet mehr Komfort?
Auch hier bahnt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen an. Weder Volvo noch Lexus lässt sich hier lumpen. In beiden SUVs sitzt man wie ein König, auch hinten ist ausreichend Platz und wenn es die Familiensituation erfordert, lässt sich in beide Fahrzeuge eine dritte Sitzreihe einbauen. Für dann bis zu sieben Passagiere.
Beim Kofferraumvolumen hängt Volvo den Lexus ein wenig ab. Normalerweise bieten die Schweden 680 Liter – bei umgeklappter Rücksitzbank sind es sogar 1.856 Liter. Der Lexus muss mit 539 und 1.612 Litern hier klein beigeben.
Auch das Interieur gehört selbstverständlich zur Komfort-Zone. Holz und Leder vermitteln im Lexus den Eindruck, in einem britischen Clubsessel zu sitzen und auf ein Glas Whisky zu warten. Der Schwede liebt es aufgeräumt und nüchtern – hier wähnt man sich mehr in einer nackten Kunstgalerie.
Beim digitalen Innenleben haben beide Nachholbedarf
Der große Infotainment-Bildschirm im Volvo war seinerzeit ein großer Wurf. Die Betonung liegt auf seinerzeit, denn das System ist ein wenig in die Jahre gekommen. Heute wirkt die Bedienung ein wenig umständlich, so als ob man sein altes iPhone wieder mal hervorgekramt hat. Aber man findet sich zurecht, es funktioniert. Und über AppleCarPlay und AndroidAuto kann man ja ein wenig Moderne ins Auto holen.
Beide Autos bieten übrigens problemlose Bluetooth-Anbindungen, das funktioniert alles in Sekundenschnelle. Beim Lexus hapert es ansonsten ein wenig an der Bedienung. Die Bildschirm-Maus bewegt man mittels eines Touchpads in der Mittelkonsole. Das ist mühselig und nervig. Wenn man sich so ein Luxusauto wie den Lexus leistet, dann sollte man auch eine schöne Karten-Grafik bekommen.
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Und das macht die beiden Autos so besonders
Wer sich das auch immer ausgedacht hat – er hat einen Preis verdient: Lexus leistet sich den Luxus, sein Auto mit einem höhenverstellbaren Getränkehalter auszustatten. Per Knopfdruck lassen sich unterschiedliche Behältnisse problemlos unterbringen. Hohe Plastikflaschen, Getränkedosen oder ein Kaffeebecher. Darauf hat die Welt gewartet. Klingt vielleicht im ersten Moment komisch, aber wenn wir ehrlich sind: Praktisch ist das schon.
Was den Volvo so besonders macht, ist der gläserne Schaltknauf. Ein echter Hingucker und gleichzeitig eine Hommage an einen legendären Volvo. Der P1800 ES hatte eine Glaskuppel am Heck und wurde deshalb auch Schneewittchensarg genannt, denn der war ja auch aus Glas.
Unser Fazit zum großen SUV-Vergleich
Wieviel Prestige muss beim Auto sein? Muss der Stern auf dem Kühler sein? Braucht man blau-weiße Freude am Fahren? Oder darf es auch mal etwas anderes sein neben Volkswagen, BMW & Co. ? Wer jetzt mit „Ja“ antwortet, darf sich auf echte Alternativen freuen.
Der Volvo XC90 überzeugt nicht nur mit seinem skandinavischen leicht unterkühlten Design, sondern punktet auch beim Fahrkomfort. Über Qualität und Verarbeitung muss man bei Volvo nicht sprechen, auch wenn mittlerweile viel aus China kommt oder dort montiert wird.
Wer auf etwas progressivere Optik steht und ein Auto fahren will, das nicht alle haben, der ist beim Lexus RX 450h richtig. Beste Toyota-Technik kombiniert mit einem starken Auftritt – das sind die Argumente für den Japaner. Und natürlich der höhenverstellbare Getränkehalter. (Rudolf Bögel) *tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
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Datenblatt Volvo XC90 B5 Benzin AWD 7-Sitzer & Lexus RX 450h 7-Sitzer
Auto | Volvo XC90 | Lexus RX 450h |
---|---|---|
Länge / Breite / Höhe: | 4,95 / 2,14 / 1,78 Meter | 4,89 / 2,18 / 1,69 Meter |
Motor: | Reihenvierzylinder mit Turbolader, Benziner | V6 Sauger, Benziner |
Hubraum: | 1.969 ccm | 3.456 ccm |
max.Leistung: | 184 kW/250 PS bei 5.400 – 5.700 U/min | 193 kW / 262 PS bei 6.000 U/min |
max.Drehmoment: | 350 Nm bei 1.800 - 4.800 U/min | 335 Nm bei 4.600 U/min |
Leistung E-Motor: | 10 kW/14 PS (Drehmoment: 40 Nm) | 123 kW / 167 PS (vorne); Systemleistung: 50 kW / 68 PS (hinten) - 230 kW / 313 PS |
Getriebe: | Stufenlose Automatik, Allradantrieb | Automatik, Allradantrieb |
0 auf 100: | 7,7 Sekunden | 7,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit: | 180 km/h | 200 km/h |
Leergewicht/zul.: | 2.119 / 671 kg | 2.210 / 505 kg |
Kofferraum: | 680 – 1.856 l | 539 – 1.612 l |
Normverbrauch (WLTP): | 9,3 l/100 km | 7,8 l/100 km |
CO2-Emission: | 212 g/km | 178 g/km |
Preis: | ab 63.946 Euro | 59.803 Euro |
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