Der Millionen-Maler
Isarvorstadt Einigen Tausend Münchnern dürfte folgendes schon passiert sein: Sie sitzen in der U-Bahn und werden von einem Mann mit Sonnenbrille gemustert. Plötzlich zieht dieser Block und Stift aus der Tasche und fängt an zu zeichnen.
Mulmiges Gefühl? „Ein paar sind schon ausgestiegen. Aber die meisten Leute freuen sich, dass ich sie male und wollen ihr Portrait sehen“, sagt Phil Splash, der mit richtigem Namen Philipp Mulfinger heißt. Vor fünf Jahren startete der Neuhauser Künstler sein ehrgeiziges Projekt „Lass dich zeichnen“. „Ich habe mir vorgenommen, alle 1,5 Millionen Münchner zu portraitieren. Rund 20 000 habe ich schon. Wenn ich so weitermache, habe ich mein Ziel mit 80 Jahren erreicht“, sagt er und lacht. Um das Ganze zu beschleunigen, lädt Phil am Samstag, 31. Januar, die Münchner zur großen Zeichenaktion ein (s. Kasten). Ob er in betagtem Alter wirklich noch Menschen malt, weiß der 30-Jährige zwar nicht. Doch noch ist der Reiz an seinem Hobby ungebrochen groß. „Mich interessiert, was die Leute denken, während sie U-Bahn fahren, in der Kneipe oder im Café sitzen.“ Seine Stammstrecke: mit der U-Bahn vom Rotkreuzplatz zum Hauptbahnhof. Um möglichst authentische Bilder zu erhalten, setzt er oft eine Sonnenbrille auf. „Die meisten Leute verhalten sich nämlich anders, wenn sie beobachtet oder portraitiert werden, was die Zeichnung unnatürlicher macht.“ Welche Menschen er malt? „Die Gesichter müssen mich einfach interessieren, irgendetwas Markantes haben. Natürlich gefallen mir hübsche Gesichter gut. Deshalb sind viele Frauen darunter.“ Er zeichnet ausschließlich mit schwarzem Fineliner auf weißem Grund. Meist bleiben für das Werk nur wenige Minuten, weil dann die Leute aussteigen. Nachgebessert wird nicht. „Dann ist das Portrait eben unfertig. Wenn mir eine Skizze besonders gut gefällt, aquarelliere ich sie daheim nach.“ Seine Portraits skizziert Phil in kleinen Heften mit rund 60 Blatt. 200 solcher Hefte sind schon voll. „Auf das Cover kommt dann immer das Portrait in Farbe, das mir im jeweiligen Heft am besten gefällt.“ Ein Lieblingsportrait hat er nicht. „Das wechselt ständig.“ Schließlich kommen stets neue Gesichter hinzu. Vielleicht auch bald die einiger Hallo-Leser... das